Rissklettern in China - mit Video
14.01.2018 -
Im Zuge des AVS-Projektes ALPINIST waren im Oktober 2017 sechs junge Kletterer gemeinsam mit Simon Kehrer zum Rissklettern in China.
Ihr Ziel: Li Ming, umgeben von hohen Sandsteinwänden ... Video online!
Ihr Ziel: Li Ming, umgeben von hohen Sandsteinwänden ... Video online!
Die erste Herausforderung: Raus aus dem Flughafen von Lijiang, Geld wechseln und den chinesischen Taxifahrern erklären, wo unsere Reise hingehen sollte ...
Sieben nicht-chinesisch-sprechende Kletterbegeisterte in Chinas Hinterland |
Unser Ziel: Li Ming, das drei Autostunden entfernt liegt. Erschöpft von der langen Flugreise hieß es dennoch wach bleiben und schauen, ob wir auf dem richtigen Weg waren… „als ob jemand von uns die chinesischen Schilder hätte lesen können“...
Vorbei an chinesischen Märkten, weiten Feldern, Traktor-Lieferwagen-Neukonstruktionen und mit eingeschlafenem Hintern, erreichten wir unser Dörfchen, umgeben von hohen Sandsteinwänden: Li Ming.
Sandsteinwände mit unzähligen Risslinien für jeden Geschmack! |
Gleich am nächsten Tag begann unser Risskletter-Abenteuer. Wir packten unsere sieben Friends und gingen los. Eine bequeme Treppe führte hoch hinauf bis hin zum Wandfuß. Die Chinesen scheinen unbequeme Zustiege zu meiden. Beeindruckt von den gewaltigen Risssystemen und gepackt vom Enthusiasmus, legten wir sofort los. Risshandschuhe bzw. Tapegloves anziehen und schnell Material umhängen. Nach einigen Metern in der Wand fiel uns auf, dass wir beim Material umhängen, doch nicht so sparend umgehen hätte sollten. Es waren noch einige Meter zum Stand, aber kein bzw. die falschen Friends am Gurt. Erste Lektion gelernt: richtiges Material umhängen und besser zu viel als wenig.
Bohrhaken gibt es hier nur am Stand, ansonsten werden alle Längen selbst abgesichert. Was anfangs noch sehr schmerzte, wurde bald einfach hingenommen, denn spätestens nach der klassischen Kamin-Verschneidung wusste jeder, dass Rissklettern Ganzkörpereinsatz verlangt. Nur durch drücken, schieben und stemmen kommt man hier ans Ziel.
Grundnahrungsmittel: Reis |
Der Ultraklassiker |
- 1. Seillänge: Fäuste und Füße in den Riss stecken und nach oben schieben. Möglichkeiten außerhalb des Risses zu steigen, gibt es nicht!
- 2. Seillänge: Um die Kante klettern und hoffen, dass die eingeklemmten Blöcke gleich über dem Stand auch dort bleiben wo sie sind.
- 3. Seillänge: Über eine ultraglatte Platte hin zu einem Riss in Verschneidung tänzeln.
- 4. Seillänge: Wunderschöner Verschneidungs- Hand- Faustriss. Technik ist gefragt.
- 5. Seillänge: Ganzkörpereinsatz in einem Off Width, wo es schon mal passieren kann, dass man im Riss steckt und Hände und Füße die Wand nicht mehr berühren. Ohne Camelot Nr. 6 hat man hier einen erheblichen Runout.
- Benötigtes Material: C4 (vierachsiger Camelot) #0,3-6 / dreifach #1 und #2 / doppelt #3-#6
Die Bewertungen haben wir bis zum letzten Tag nicht ganz verstanden. Ob hoher oder niedriger Grad nach dem Yosemite System, hart war es immer. Von kleinsten Fingerrissen über den Faustklemmer bis zum fetten Off Width haben wir alles ausprobiert und definitiv sehr viel über die Risskletterei und die chinesische Kultur gelernt.
Zusammenfassend zum Schluss: „SUUUPER wors, sel isch holt amol fix!“
Ein Dank geht an den AVS für die tolle Unterstützung, an Massimo Falletti für die Demonstration der Rissklettertechnik beim Vorbereitungswochenende im Val del Orco, an Massimo’s chinesisch-sprechenden Freundin, der wir die Rettung unserer plötzlich stornierten Unterkunft in China verdanken und natürlich an Simon, der uns begleitet hat.
Johanna Ratschiller
Gebietsinfos |
Die Geschichte des Kletterns in Li Ming begann wahrscheinlich bereits vor Jahrhunderten. Einheimische aus dem Volk der Lisu haben Bienenstöcke und Vogelnester aus den Felswänden geholt. Noch heute sind die Zeitzeugen an manchen Wänden zu sehen: wacklige Astleitern, die bis 60 Meter den senkrechten Fels hoch führen.
Alle Kletterrouten sind Tradrouten, zum großen Teil Einseillängen. Die Vielfalt an Rissen ist groß: Feine Fingerrisse, die sich überhängend durch mächtige Felspfeiler ziehen, perfekte Handrisse, unvergessliche Offwidths. Für die Absicherung braucht es Camalots in allen Größen, am besten in mehrfacher Ausführung. Auch grosse Camalots bis Grösse 5 oder 6 fanden oftmals Verwendung.
Sechs Junge Südtiroler Alpinisten waren gemeinsam mit Simon Kehrer zwei Wochen zum Klettern in diesem Paradies für Risskletterei. Das Gebiet ist noch relativ unbekannt und wurde erst vor ca. 10 Jahren entdeckt. Potential an Neuerschließungen gibt es noch jede Menge. Der entsprechende Führer liegt nun in der AVS-Bibliothek auf.
AVS-Projekt ALPINIST 2018 & 2019 |
Für die nächsten 2 Jahre sind wieder tolle Aktionen für junge, bergbegeisterte Südtiroler geplant! Diesen Sommer wird ein Schwerpunkt auf das alpine Klettern gelegt: Drei Wochenenden in drei unterschiedlichen Gebieten - vom Dolomitenklettern bis hin zum Rissklettern - werden organisiert. Die beste Vorbereitung für die nächste Kletterfahrt 2019!
Mit Unterstützung von:
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